Entwicklung einer „inkognito App“ für Frauen in Not

Die Förderung einer App durch das BMJV soll bei häuslicher Gewalt einen stillen Notruf absetzen und eine gerichtsfeste Dokumentation von Übergriffen ermöglichen.

Aus der Pressemitteilung des BMJV vom 27.11.2020 ergibt sich:

Die Initiative „Gewaltfrei in die Zukunft“ entwickelt gemeinsam mit Partnern wie dem Landeskriminalamt Niedersachsen eine „inkognito App“ für von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz plant, dieses Innovationsprojekt in den Jahren 2021 bis 2023 mit insgesamt 1.698.000 Euro zu fördern. Eine entsprechende Ermächtigung sieht der am 26.11.2020 im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags beratene Bundeshaushalt vor, der noch vom Bundestag beschlossen werden muss.

Die „inkognito App“ soll auf dem Smartphone nicht ohne weiteres erkennbar sein und einen lautlosen Notruf in akuten Gefahrensituationen ermöglichen. Betroffene Frauen können ein verstecktes Gewalttagebuch führen und Verletzungen in einem gesicherten Protokoll gerichtsfest dokumentieren. Ebenso soll die App einen Wegweiser sowie soziale, juristische und psychologische Informationen bieten. Erstes Testgebiet soll die Region Hannover sein. Die Idee der Initiatorin Stefanie Knaab wurde im Zuge des Hackathons der Bundesregierung für das Solution Enabler Programm für besonders förderwürdige Projekte ausgewählt.

Nach den BKA-Zahlen zur Partnerschaftsgewalt ist im Jahr 2019 statistisch betrachtet an fast jedem dritten Tag eine Frau durch die Tat ihres Partners oder Ex-Partners gestorben. Durchschnittlich alle 45 Minuten wurde eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner verletzt oder angegriffen. Insgesamt gab es 2019 mehr als 141.000 Opfer von vollendeten und versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt, 0,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Dunkelfeld ist groß, da viele Taten nicht angezeigt werden und im Verborgenen in der eigenen Wohnung begangen werden.