Klimaneutralität im Gebäudesektor nur mit massiver Förderausweitung möglich

22. September 2021 -

Ein Gutachten für den Verbraucherzentrale Bundesverband zeigt Kosten und CO2-Einsparpotentiale energetischer Modernisierungen von Ein- und Zweifamilienhäusern auf.

Aus der Pressemitteilung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes vom 22.09.2021 ergibt sich:

Der Gebäudesektor ist das Klimasorgenkind in Deutschland, auf den hierzulande rund 30 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen entfallen. Will die Bundesrepublik ihre selbst gesteckten Klimaziele erreichen, muss unter anderem ein Großteil der rund 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser bis 2045 energetisch saniert werden. Ein Gutachten im Auftrag des vzbv zeigt nun, welche Kosten damit verbunden sind. Demnach rechnet sich bei rund zwei Drittel aller untersuchten Gebäudetypen eine hochwertige Modernisierung dank staatlicher Förderung schon jetzt. Zu empfehlen ist hierbei eine Sanierung in wenigen, idealerweise in einem großen Schritt. Damit alle Gebäude bis 2045 klimaneutral werden, muss die Bundesregierung ihre Förderprogramme jedoch massiv ausweiten. Aus Sicht des vzbv eine lohnende Investition.

„Die energetische Sanierung eines Eigenheims ist für Verbraucher:innen eine kostspielige Angelegenheit. Gleichzeitig ist der Gebäudesektor ein Schlüssel für das Gelingen der Energiewende. Das Gutachten belegt, dass sich eine ambitionierte und hochwertige Modernisierung dank der bestehenden Förderung bereits heute in den meisten Fällen wirtschaftlich lohnt“, sagt Thomas Engelke, Teamleiter Energie und Bauen des vzbv. „Damit Deutschland seine Klimaziele im Gebäudesektor erreicht, muss die Bundesregierung die Hausbesitzer:innen aber besser über Fördermöglichkeiten informieren und vor allem deutlich mehr Geld zur Verfügung stellen.“

Umsetzung ambitionierter Standards empfehlenswert

Verfasst haben das Gutachten die renommierten Experten auf dem Gebiet der energetischen Gebäudesanierung, Dr. Eberhard Hinz und Dr. Andreas Enseling. Die im Gutachten betrachteten Gebäudetypen repräsentieren rund 41 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland mit Baujahr bis 2009.

Das Gutachten zeigt, dass ohne Förderung keine der untersuchten energetischen Modernisierungen wirtschaftlich wäre. Mit Förderung sind diese in zwei Dritteln der Gebäudetypen wirtschaftlich, bei einem Drittel der Gebäudetypen reicht die Förderung dagegen nicht aus.

Die Unterschiede bei den Investitions- und Lebenszykluskosten zur Erreichung der Effizienzstandards KfW85, KfW70 und KfW55 sind relativ gering. Entsprechend ist es nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht empfehlenswert, eine ambitionierte energietechnische Modernisierung in möglichst wenigen Schritten, wenn möglich in einem Schritt, zu realisieren. Nach einer Modernisierung auf den höchsten KfW55-Standard verbleiben nur noch rund acht Prozent der CO2-äquivalenten Emissionen. Bei den KfW-Standards 70 und 85 sind es rund 16 Prozent, also doppelt so viel. Zur Klimaneutralität im Gebäudesektor muss zudem der Energieeinsatz perspektivisch komplett von fossilen Energien entkoppelt werden.

Um eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate zu realisieren und die Einhaltung der Klimaziele im Gebäudesektor zu garantieren, müssen die Mittel im Bundeshaushalt kurz-, mittel- und langfristig jedoch weiter deutlich angehoben werden.

Weitere Informationen
Gutachten für den Verbraucherzentrale Bundesverband: „Spezifische Kosten für die energietechnische Modernisierung im Gebäudebestand in Abhängigkeit des Effizienzstandards“ (PDF, 1,2 MB)