Grobes Foul im Fußball = gefährliche Körperverletzung (Straftat)

30. Juni 2020 -

Das Oberlandesgericht Celle hat mit Beschluss vom 30.03.2020 zum Aktenzeichen 2 Ss 20/20 entschieden, dass ein grob foulender Fußballspieler eine gefährliche Körperverletzung begeht.

Die Richter führten aus, dass der Fußballplatz kein rechtsfreier Raum ist. Grundlage für die Einhaltung des erlaubten Risikos beim Sport sind die Wettkampfregeln. Als gegenüber dem allgemeinen Gefährdungsverbot reduziertem, sportspezifischem Verhaltensstandard zur Vermeidung verletzungsträchtiger Situationen schließt ihre Einhaltung eine strafrechtliche Haftung des Verletzenden aus, unabhängig davon, ob dies dogmatisch mit einer rechtfertigenden Einwilligung (so BayOLG, NJW 1961, 2072, 2073) oder mit der Lehre vom sportadäquaten Verhalten als Tatbestandsausschließungsgrund (vgl. Fischer, StGB, 66. Aufl. 2019, § 228 Rn. 22 m.w.Nw.) begründet wird. Grobe Regelwidrigkeiten sollen hingegen weder durch die Einwilligung noch durch ein erlaubtes Risiko abgedeckt sein (vgl. Schönke/Schröder/Sternberg-Lieben/Schuster, StGB, 30. Aufl. 2019, § 15 Rn. 214 m.w.Nw.). Grobe und rücksichtslose, nach den Wettkampfregeln zum Ausschluss des Täters vom Wettbewerb berechtigende Regelübertretungen stellen grundsätzlich eine Sorgfaltswidrigkeit dar; dies gilt z.B. für die „Blutgrätsche“(so OLG Hamm NJW-RR 2005, 1477) bzw. „Notbremse“ im Fußball und dürfte jedenfalls dann zu gelten haben, sofern der Körpereinsatz nach Lage der Dinge nur noch gegen den Körper des Opfers erfolgen kann, ohne dass eine realistische Chance besteht, noch den Ball zu spielen (vgl. Schönk/Schröder/Sternberg-Lieben/Schuster, a.a.O., § 15 Rn. 214 m.w.Nw.). Ein ebensolches Verhalten des Angeklagten hat die Strafkammer im angefochtenen Urteil festgestellt.

Dass es sich vorliegend lediglich um ein Spiel der 4. Kreisklasse im Breitensport gehandelt hat, führt, anders als der Beschwerdeführer meint, gerade nicht zu einem für ihn günstigen Erwartungshorizont hinsichtlich des zu erwartenden körperlichen Einsatzes: Bei einem solchen Spiel, bei dem es gerade nicht um beträchtliche finanzielle Einnahmen oder einen wichtigen Pokalsieg geht, braucht kein Spieler mit übermäßiger körperlicher Härte zu rechnen.