Stellenabbau beim Autozulieferer Voit gravierender als erwartet – 139 Mitarbeiter wechseln in Transfergesellschaft

10. April 2025 -

Der saarländische Automobilzulieferer Voit Automotive, mit Sitz in St. Ingbert, steht vor einem tiefgreifenden Einschnitt: Der bereits erwartete Stellenabbau fällt deutlich größer aus als zunächst angenommen. Wie das Unternehmen am Montag bekannt gab, werden 139 Beschäftigte zum 1. Mai 2025 in eine Transfergesellschaft überführt – und damit fast 40 Prozent mehr, als bislang vermutet. Bislang war die Rede von rund 100 betroffenen Stellen gewesen.

Sozialplan beschlossen – Mitarbeitende informiert

In enger Abstimmung mit dem Betriebsrat wurde ein umfassender Sozialplan erarbeitet und mittlerweile unterzeichnet. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zu Wochenbeginn über die Maßnahmen informiert. In den kommenden Tagen sind weitere Gespräche geplant, um individuelle Perspektiven aufzuzeigen und offene Fragen zu klären.

„Den Personalabbau konnten wir nicht verhindern“, erklärte Geschäftsführer Hendrik Otterbach in einer schriftlichen Mitteilung. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens lasse keinen anderen Weg zu. Die Entscheidung, auf eine Transfergesellschaft zu setzen, sei ein Kompromiss, um die Folgen für die Belegschaft abzufedern.

Qualifizierung statt Entlassung: Transfergesellschaft als Übergangslösung

Die 139 betroffenen Mitarbeiter sollen über eine Transfergesellschaft auf den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit ist eine Weiterqualifizierung zwischen vier und zwölf Monaten vorgesehen. Ziel ist es, die Chancen der Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, etwa durch Umschulungen oder gezielte Fortbildungen.

Mitarbeitende, die dieses Angebot nicht annehmen, müssen mit einer betriebsbedingten Kündigung rechnen – ein Schritt, den sowohl Unternehmensleitung als auch Betriebsrat vermeiden wollten.

Schrumpfende Belegschaft: Weitere 60 Mitarbeiter gehen freiwillig

Zusätzlich zum Stellenabbau über die Transfergesellschaft haben nach Angaben der IG Metall rund 60 Beschäftigte das Unternehmen freiwillig verlassen, beispielsweise aufgrund des Renteneintritts oder aus persönlichen Gründen. Damit reduziert sich die Zahl der Beschäftigten bei Voit auf rund 700 Personen.

Hintergrund: Insolvenz nach gescheiterter Übernahme

Der drastische Einschnitt ist die Folge massiver wirtschaftlicher Probleme, mit denen das Unternehmen konfrontiert ist. Die Auftragslage ist laut SR-Informationen weiterhin schlecht, und ein Hoffnungsschimmer hatte sich Anfang des Jahres zerschlagen: Eine geplante Übernahme durch ein chinesisches Unternehmen scheiterte kurzfristig. In der Folge musste Voit Insolvenz anmelden.

Seitdem befindet sich das Unternehmen in einem Sanierungsprozess, bei dem der Stellenabbau ein zentrales Element zur Stabilisierung der finanziellen Lage darstellt. Durch die Entlastung auf Personalseite sollen Kosten gesenkt und die Wettbewerbsfähigkeit mittelfristig wiederhergestellt werden.

IG Metall kritisiert, fordert aber Perspektiven

Die IG Metall zeigt sich angesichts der Entwicklung besorgt. Man erkenne zwar an, dass mit der Einrichtung der Transfergesellschaft ein sozialverträglicher Weg beschritten werde, mahne aber gleichzeitig, dass dies nur ein erster Schritt sein könne. Es brauche nun konkrete Zukunftsperspektiven für den Standort St. Ingbert sowie nachhaltige Lösungen zur Sicherung der verbliebenen Arbeitsplätze.

Ausblick: Ungewisse Zukunft

Ob die Sanierungsbemühungen fruchten und Voit langfristig wieder auf stabilen Kurs kommt, bleibt unklar. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob das Unternehmen neue Investoren gewinnen, Aufträge sichern und sich im hart umkämpften Automobilzulieferermarkt behaupten kann.

Fest steht: Der Stellenabbau markiert einen Tiefpunkt in der Firmengeschichte, dessen Auswirkungen nicht nur die Belegschaft, sondern auch die Region spüren wird. Für die Beschäftigten, die in die Transfergesellschaft wechseln, beginnt nun ein neuer, ungewisser Lebensabschnitt – verbunden mit der Hoffnung auf einen erfolgreichen Neuanfang.